Nachbericht:
Umwelt, Nachhaltigkeit, Resilienz: Wie werden wir enkeltauglich?

Jeder und jede von uns muss einen Betrag leisten, um die Umwelt zu schützen. Darin sind wir uns im Grunde einig. Die Themen Umwelt- und Klimaschutz enthalten aber auch jede Menge Konfliktpotenzial. Wie viel man selbst leisten kann und muss, um unsere Gesellschaft enkeltauglich zu machen, darüber lässt sich streiten – und das haben wir am 6. Juni in Zirl in Tirol getan.

Bei hollu Systemhygiene trafen rund 40 Diskutantinnen und Diskutanten aufeinander und kreierten, mit verschiedenen Meinungen und unterschiedlichen Ansichten im Gepäck, Zukunftsbilder.

Das waren die Diskurse am Tisch

Drei Impulsvorträge stimmten auf die Diskurse am Tisch ein. Nachhaltigkeitsexperte Fred Luks umriss den Begriff Nachhaltigkeit und erinnerte, dass ein nachhaltiger Lebensstil auch immer den Verlust von Privilegien mit sich bringt. Der unaufhaltsame Wandel müsse bedacht organisiert werden und Nachhaltigkeit müsse als soziales, ökologisches und wirtschaftliches Gesamtkonzept verstanden werden.

Hannes Offenbacher, kreativer Querdenker und Gründer von Schumbeta – Netzwerk für Fortschritt –, forderte ein eutopisches Zukunftsbild und positive Ansätze für ein enkelfittes Österreich. Wir müssen mehr für und nicht immer gegen etwas sein.

Anna-Lena Habsburg und Alexander Schatz von Fridays for Future Innsbruck räumten Klimamythen auf. Außerdem appellierten sie an das Publikum, neue Technologien auch unter einem philosophischen und ethischen Aspekt zu betrachten um negative Entwicklungen zu vermeiden. Lineare schwarz-weiß Antworten werden den Problemen unserer Gesellschaft nicht mehr gerecht, waren sich alle Redner einig.

Danach wurde in kleineren Gruppen die Frage „Wie werden wir enkelfit?“ diskutiert. Die Frage warf weiter Fragen auf: Wer isst was? Sind es UnternehmerInnen oder PolitikerInnen, die mehr gefordert sind? Ist der Besitz eines Autos verantwortungslos? Lenken unsere Medien den öffentlichen Diskurs in eine falsche Richtung? Und ist es in Ordnung, wenn KlimaaktivistInnen uns manchmal einfach nur nerven?

Das war die Kontroverse am Podium

Am Abend diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium unter der Moderation von Kurier-Redakteurin Barbara Mader, wie Österreich resilient werden kann. Zwischendurch konnten immer wieder durchaus kritische Fragen aus dem Publikum beantwortet werden. Ein paar Auszüge aus der Diskussion:

Unternehmer müssen endlich mehr Verantwortung zeigen, und dürfen nicht erst auf politische Vorgaben warten. Die Chancen, die sich durch enkeltaugliche Klimapolitik ergeben, müssen optimistisch willkommen geheißen werden, so Simon Meinschad, Geschäftsführer von hollu Systemhygiene. Vor großen Schritten, wie einer grundlegenden ökologischen Steuerreform zurückzuschrecken, sei eindeutig der falsche Weg. Die Agenda 2030 böte einen geeigneten Orientierungsrahmen – man muss es nur tun.

Cornelia Plank, Geschäftsführerin von Tiroler Biopilze, setzte auf Realismus und Selbstreflexion. Wie ehrlich sind wir zu uns selbst? Wie nachhaltig leben wir wirklich? Die Wertschöpfung eines Lebensmittels müsse höher sein als die eines Genussmittels. Hier braucht es ein rasches Umdenken, so die Unternehmerin.

Die Interessenskonflikte zwischen Umweltschutz und Wirtschaftswachstum bestehen und sollen auch offen angesprochen werden, meint Volker Plass von Greenpeace. Dennoch gäbe es einige Punkte, an denen sich Interessensvertreter treffen können. Daran gilt es gemeinsam zu arbeiten. Die Lust am nachhaltigen Leben muss geweckt werden, die Politik muss sich aus ihrem Gefangenendilemma – notwendige, aber unpopuläre Maßnahmen, zu vermeiden – befreien.

Enkeltauglichkeit braucht erst Kindertauglichkeit, so Hans Stötter vom Institut für Geographie an der Universität Innsbruck. Wenn „wir“ Veränderung fordern, dann stellt das „wir“ nicht etwa den Querschnitt der Bevölkerung dar – sondern vielmehr einen kleinen, jungen Teil unserer Gesellschaft. Den „Jungen“ müsse man daher mehr vertrauen. Denn sie handeln authentisch und sind nicht nur legitimiert, sondern sogar verpflichtet, für ein besseres Übermorgen zu kämpfen.

Den Live-Stream zu den Impulsvorträgen vor den “Diskursen am Tisch” sowie die gesamte „Kontroverse am Podium“ können Sie auf Facebook nachsehen.

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